Dienstag, 18. November 2008
Die 78er-Generation
Die 78er-Generation !?! Ein Begriff, den der Schriftsteller Reinhard Mohr 1992 erstmals verwendete, um Kritik zu üben und Analyse über seine eigene Generation, nämlich der in den 50er Jahren Geborenen, zu betreiben.


Auch der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx schrieb über diese Generation :

Aufstand im Schlaraffenland

In den 50er Jahren geboren, sind viele ihrer Mitglieder auf die große Suche nach dem anderen Leben gegangen - mit allen biographischen Konsequenzen.
Es ist die erste Generation in diesem Jahrhundert, die ohne Krieg aufwuchs. Als erste wagte sie auf breiter Front den Aufstand gegen die Eltern, wurde mit Drogenerfahrungen konfrontiert und lernte, mit einer »nichtreproduktiven« Sexualität umzugehen. Heute fühlt sie sich von den pragmatischen Kids, den 68er-Kindern, verachtet, vom »zweiten Boom« der Bundesrepublik überrollt und zwischen Karriere und politischer Konsequenz hin- und hergerissen."



Reinhard MOHR schrieb 1992 :

"Die 78er, die heute auf die vierzig zugehen, kamen zu spät zur Revolte der sechziger Jahre und standen dann, in den Achtzigern, vor den verschlossenen Türen der reformierten Gesellschaft, die sie gar nicht zu brauchen schien. Daß sie für eine gewisse Larmoyanz und die große philosophische Wehklage außergewöhnlich anfällig waren, hing mit ihrer sozialen Metaexistenz zusammen: Als Angehörige einer historisch »überflüssigen« Zwischengeneration fielen sie durch den imaginären Rost des Zeitgeistes. Anders als die »Alt-68er« und die postmodernen »Neonkids« haben die 78er keine politisch oder kulturell griffige Symbolik entwickelt, die sie auf Anhieb identifizierbar machte. Sie verfügten über kein Label, kein Erkennungszeichen".


"Wenn man sich für die Potentiale der Generation interessiert, die, wenn die Geschichte sie nicht einfach überspringt, die Republik ins neue Jahrtausend führen wird, muß man mehr leisten als die Kritik des Futons am Hochbett. Keine angemessene Würdigung finden bei Mohr zwei ''Sieger'' der 78er, die die Gesellschaft heute teuer zu stehen kommen:


Zum einen der Triumph der Abzockermentalität. (...). Sie waren die erste Generation, die aufgrund virulenter Staatsfeindlichkeit keine Hemmungen beim Abzocken des sozialliberal expandierenden Wohlfahrtsstaates hatte (...). Sie lassen sich vom Staat alimentieren und bilden die zähe Masse bei vielen Alternativprojekten, von der taz bis zu den Grünen. (...).

Zum anderen das Singletum. Die 78er sind die ersten, bei denen das »strukturell« verschwenderische Singleleben massenweise von der Lebensphase zur Lebensform wurde. Die Hälfte der Haushalte in den Großstädten sind Single-Haushalte. Der gesellschaftlich prägendste Teil davon sind die 78er. Sie üben - sozial und räumlich flexibel, wie sie sind - einen enormen Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt aus und fühlen sich dabei immer als potentielle Opfer.

Bernd ULRICH
Autor von ''Generation ohne Grenzerfahrung ''



Tja, scheint es wohl nicht nur klug sondern notwendig, dass sich die Allgemeinheit endlich mit dieser Generation intensiv beschäftigt.

Die ersten Analysen über diese Generation sind schon veraltet bzw. vergessen, bevor sie, wenn überhaupt, in die öffentliche Diskussion gelangen....

Und an dieser Stelle muss man wieder einmal dem Maxim Biller zustimmen, der behauptet, dass es überhaupt keine Literaturkritik in Deutschland gäbe, die derartige Ausarbeitungen schafft und sie in die öffentliche Diskussion bringt.


Meine Behauptung : Vorallem weil zur Zeit die Vertreter der 78er Generation das gesellschaftliche Ruder in der Hand halten, neigen wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder einmal zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rückschritt bzw. Zivilisationsbruch.


riesenZWERG
( Ein Neon-Kid? )

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