Samstag, 3. November 2007
Der Wille zur Lust
Achtung : Der folgende Blogeintrag wurde von mir auf dauerschreiber.com der Blogplattform der Saarland Community verfasst und ich möchte Ihn Euch nicht länger vorenthalten :-)





Jetzt schau sich das mal einer an !
Hätte nicht gedacht, dass das Konzept so schnell aufgeht, die künstliche Exklusion doch so wirksam ist.
Gleichzeitig muss ich leider sagen, dass ich mehr erwartet habe, zumal der Text '' Der unerkannte zynische Dienst '' aus meiner Sicht - immer noch leichtverständlich war.
Die Ausbeute an Kommentaren in diesem Beitrag reicht trotzdem nicht aus, um einen Reaktionsblog dazu zu schreiben.

Für mich eigentlich nicht nachzuvollziehen, dass es doch so Wenige gibt, die geneigt wären mal schön enthusiastisch, ja aporetisch die Sachverhalte zu durchdenken und gemeinsam mit mir zu erörtern. Erstaunlich, wie gering die Wertigkeit des Textes im Allgemeinen wohl eingeordnet wird.

An dieser Stelle beginnt dann bei mir mal wieder das Grübeln über die Ursache solch weitläufig infantilen Verhaltens, welches nebenbei immer wieder meinem Zynismus ausreichend Futter bietet. :-)

Doch um mir nicht mal wieder verschwenderische Gedanken über mögliche Ursache-Wirkungs-Ketten zu machen, bediene ich mich lieber bereits hergeleiteten Erkenntnissen, die mir eine plausible Erklärung für diese mehr als enttäuschende Reaktion bieten.

Da wäre zum einen die weitläufig verbreitete abstrakte Wahrnehmung rationaler Gegebenheiten, welche differenzierte Tiefgründigkeiten sehr oft von vorne herein durch vereinfachte spirituelle und hedonistische Wertvorstellungen verhindern.
Ja, so steht es geschrieben in den erkenntnistheoretischen Schriften, meine Freunde ! So ähnlich jedenfalls :-)

Es sind weitläufig verbreitete, die Wirklichkeit simplifizierende Dogmen, welche sich nicht selten als vergleichmäßigende, vereinfachende im Eingriff der nuancenreichen Komplexität befindlichen
''Wahrheitshobel'' einordnen lassen. Werkzeuge die so am fehlenden Zugang zu komplizierten Sachverhalten wesentlichen Anteil haben, da sie viel potentielles Gedankengut vernichten und mentale Spitzen abrasieren.

Ach, diese so böse Rationalität, welche die Bindung an die verletzbare Leiblichkeit ausblendet und zu einer technisierten '' Totalverapperatung '' des Daseins führt, so wird gedacht !

Da haben wir sie, die vorgefertigten und das Leben erklärenden Wertvorstellungen, die das eigene Denken zu oft lahmlegen und meist nur noch auf esoterisch flache, gefühlsmäßige und triviale, simple, schnöde Aufhänger ausgerichtet sind.
Die in den Köpfen verankerten Dogmen, welche als allein wahr empfunden werden, die für sie allgemeinverbindlich sind und oft sogar für Alle als für alle Zeit gültig erklärt werden, stellen ihre geistige Infrastruktur dar, die hinter dem naheliegenden Horizont nichts als Banalitäten und Spirituelles aufbietet und die voll und ganz mit ihren eingekerkerten Empfindungen und Vorstellungen in Einklang stehen.

Das allein wäre ja noch zu ertragen, würden sie nicht ihre damit verbunden Emotionen jedesmal im Unterbewußtsein aufraffen, welche dann wie gespannte Federn eines Gefühlskatapults wirken, die bei Erreichen der Elastizitätsgrenze dem oft ahnungslosen Gegenüber mit voller Wucht entgegengeschleudert werden und die dabei auch noch die gesamte Peripherie miteinbeziehen und das Miteinander massiv beeinträchtigen.

Noch ärgerlicher aber hochinteressant dabei ist, dass in der Konsequenz, oft die vom Empfänger zurückgeworfenen Agressionen die allseits bekannte '' Tu-quoque Argumentation '' hervorruft, obwohl diese eigentlich an dieser Stelle überhaupt nicht passt, da der Auslöser an eigener Adresse zu finden ist. Ganz abgesehen, von der Tatsache, dass die Rechtfertigung über das eigene Vergehen in moralischer Hinsicht völlig irrational, da paradox ist, da man hinterher genau das vorwirft, was man als Erster selbst getan hat.
Das reziproke '' Tu-quoque -Argument '' also wenn man so will, welches aufgrund fehlerhafter gefühlsmäßiger Einordnung verursacht wird :-)

An dieser Stelle neige ich selbsttröstenderweise immer dazu, Kant zu folgen, der behauptet, der Mensch, sei ein teilvernünftiges und ein mit einem sinnlich-affizierten Willen ausgestattetes partielles Vernunftwesen.

Und da erklärt er weiter :
Das, was außer der Vernunft noch des Menschens Willen bestimmt, sind die Neigungen, Komponenten seiner sinnlichen Veranlagung, die auf dem „Gefühl der Lust und Unlust beruhen“ . Aufgrund dieser Diskrepanz zwischen subjektivem Wollen und objektivem Vernunftgesetz wird der Mensch zum Adressaten einer "Nötigung", durch welche die Anerkennung und Beachtung der absoluten Verbindlichkeit objektiver Vernunftprinzipien und deren Priorität vor allen neigungsabhängigen Bestimmungen vom Subjekt eingefordert wird. Das, worin die Nötigung zum Ausdruck kommt, quasi ihr "Transportmittel", ist der Imperativ.
Imperative drücken immer ein "Sollen" aus und bringen appellativ zum Ausdruck, „dass etwas zu tun oder zu unterlassen gut sein würde“

Na gut, stellt sich also nur die Frage bei den geneigten Lesern , ob es nun sinnvoll ist , etwas zu tun oder zu unterlassen, oder ist es die Frage selbst , die ich ungerechtfertigterweise zumute, nein schlimmer noch, den Unwilligen und Unverständigen förmlich aufzwinge ?!?

Wie auch immer - vergessen hat Kant dabei wohl die Problematik der Wahrnehmung. Wahrscheinlich absichtlich, um eine verständlichere, vereinfachte Erklärung des Begriffes Teilvernunft zu erreichen.
Wenn ich aber Bestimmtes nicht wahrnehme, stellen sich -für mein Verständnis - auch bestimmte Fragen darüber erst gar nicht. Selbst wenn wir die dafür notwendige Wahrnehmung nun als Gegeben betrachten, stellt sich in der Folge die Frage nach der Fähigkeit, den Sachverhalt zu ergründen, welche schließlich in breiter Relevanz, die dafür so grundlegende Problematik der Gleichgültigkeit aufwirft, sofern man den Menschen nicht mangelnde Intelligenz unterstellen will . Was ohnehin nicht haltbar wäre, da Gauß bereits den Gegenbeweis mit seiner Glockenkurve lieferte.

Alter Schwede, an dieser Stelle brech ich immer ab, denn es scheint, als wäre es egal wie man es dreht und wendet und zwischendurch aufbauscht oder interpretiert, es beginnt und endet doch immer bei dem gleichen uralten Problem :
Mit dem Willen !

Oder ist es die Lust bzw. die Unlust ?


© riesenzwerg

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