Sonntag, 26. Mai 2013
oi ethoi - Die infertile Exposition des tugendhaften Ethos
Bedauerlicherweise gibt es im ''Real Life'' kein Äquivalent zum exponierten Online-Ethos.
Die Profile, aufgehübscht mit formulierten Tugenden seiner selbst, eklektisch zusammengeschustert, aufgesetzt, nicht verifizierbar ....
Die dargebotene Etikette entbehrt ihrer Erfüllung, weil sie nicht ausgelebt wird.
Deshalb sucht man sie außerhalb des Internets.
Wenn man mich fragt, vergebens.
Gäbe es diese nur im Ansatz, so sähe das Miteinander wesentlich freundlicher und toleranter aus.

Das Online-Ethos glänzt allein in seiner virtuellen Isolation. Es behält sich seine Aussagekraft und Gültigkeit nur in der Distanz zur Wirklichkeit. Das Blendwerk kann so dauerhaft und unantastbar in einem goldenen Rahmen dargeboten werden. Untermauert wird es lediglich mit Koketterie. Erst wenn man es mit der Realität zusammenbringt, fliegt die Scheinheiligkeit auf.
Obwohl - nennen wir es besser ''Selbst-Affirmation'', denn zur bewussten Manipulation fehlt fast immer die Selbsterkenntnis. Dabei scheitern die meisten an ihren eigenen Ansprüchen, denen sie im wirklichen Leben selbst nicht gerecht werden, weder in moralischer noch in intellektueller Hinsicht .
Diese ''kollektive Autosuggestion'' bemerkt nur der kluge Beobachter. Etwas psychologisch befähigt, kann er sie leicht in Kontraposition zum Gaukelbild bringen, die Distanz aufheben.
Oft genügt schon ein kleiner Impuls.

Aber sind wir doch mal ehrlich: Kann sich irgendjemand von uns gänzlich davon freisprechen, sich selber in moralischer Hinsicht so darzustellen, damit er nicht an Selbstverachtung zugrunde geht ?
Frage man wieder mich, so abermals Negation...... :-)

Ach ich fürchte, alles Philosophieren darüber bedeutet nur, das schlichte Selbstbewusstsein des Menschen von seinem eigenen Sein und Tun trennen zu wollen, was meines Erachtens nach paradox ist...

riesenZWERG

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