Freitag, 18. November 2011
Von der massenhaft gleichartigen Andersartigkeit
Heutzutage will ja niemand mehr gewöhnlich sein.
Stinknormal zu sein, so denken viele, bedeutet langweilig und dumm zu sein.
Die meisten wollen aus diesem Grund als außergewöhnlich, verrückt, überdreht und unkonventionell gelten.
Das ist vor allem im Internet recht anschaulich in den Profilen der Leute nachzulesen.
Daher werden gerne Texte verwendet, die auf eine Andersartigkeit und Außergewöhnlichkeit der Person hinweisen sollen.

Es sind Sätze wie:

“Gott erschuf die Welt in 6 Tagen.
Für MICH hat er 9 Monate
gebraucht.
Kein Wunder, dass ICH was ganz
besonderes bin!“

Oder:

''Ich bin anders als vermutet, selten wie erwartet und NIE wie die anderen ....''


Mittlerweile eine kollektive Autosuggestion, gaukelt es vielen vor, tatsächlich anders als die Anderen zu sein. Schlußendlich ist es nicht nur eine vage Einbildung, nein, sie sind irgendwann davon felsenfest überzeugt.
Fakten, die diese vorgegebene Außergewöhnlichkeit tatsächlich belegen, können sie natürlich nur im allerseltensten Falle vorbringen.
Beim Stöbern der Profile, auf denen sich schon hundertfach in anderen Profilen gelesene, geklaute und abgedroschene Phrasen finden, die uns seltsamerweise von der Subkulturalität des Betreffenden überzeugen sollen, schliesst peinlicherweise doch alles genau auf das Gegenteil.

Wenn man für jeden geklauten Spruch, den manche in ihrem Profil als originelle Rarität anpreisen, auch nur 1 Cent bekäme, dann wäre das Land voller Milliardäre ! :-)

Bei genauerem Hinsehen deutet also bei den Meisten nichts auf irgendeine Großartigkeit in den Persönlichkeitsanlagen hin. Und selbst auf persönliche Anfrage hin, können Betreffende keine glaubwürdige Erklärung diesbezüglich liefern.

Freute man sich doch, mal jemand besonders Außergewöhnlichen kennenzulernen, so wird man in Recherche der Sache i.d. R. schnell enttäuscht und meist entweder mit Verachtung, einer aggressiven oder aber zumindest ablehnenden Haltung konfrontiert.

Fazit: Die mittels geklauter Texte herbeikonstruierte Pseudo-Subkultur des Einzelnen ist zu einer kollektiven peinlichen Attitüde geworden.

Und wie ich schon öfters anführte, ist es mittlerweile aufgrund der Vielzahl der Betreffenden letztendlich dazu gekommen, dass heutzutage die graue Masse paradoxerweise ausgerechnet aus denen besteht, die anders sein wollen, als die graue Masse.

Die ''wirklich Anderen'' sucht man derweil vergeblich.......

riesenZWERG
(Michael Flick)

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